Biodiversität
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Der Naturwert eichenreicher Wälder

Keine andere heimische Baumart beherbergt eine so grosse Zahl von Tierarten wie die beiden Eichenarten Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche (Quercus petraea). In Mitteleuropa sind – je nach Quelle – 300 bis 500 Arten bekannt, welche auf Eichen spezialisiert, d.h. ausschliesslich oder sehr stark von dieser Baumart abhängig sind. In der gleichen Grössenordnung bewegt sich die Anzahl Tierarten, die die Eiche fakultativ nutzen.

Eine alte Eiche bietet einen vielfältigen Lebensraum. Zimmerli, S. , (1991): Das Wald-Naturschutzinventar im Kanton Aargau. Mitt. Aargau. nat.forsch. Ges. 33: 31-72.

Bedeutung für Wirbellose. Dank des späten Austriebs der Eichenblätter im Frühjahr und der im Vergleich zu Buchen lichten Belaubung der Eiche fällt im Jahresverlauf deutlich mehr Licht und Wärme auf den Waldboden. Dies begünstigt die Ausbildung einer artenreichen Kraut- und Strauchschicht, die als Lebensraum von zahllosen Wirbellosen wie Schnecken, Spinnen, Asseln, Tausendfüssern und vor allem Insekten genutzt werden kann. Alte Eichen mit gut ausgebildeter Krone weisen – selbst wenn sie gesund sind – einen hohen Anteil an totem und morschem Holz im Kronenbereich auf. Dieses Totholz spielt im Lebenszyklus zahlreicher Arten wie z.B. der Bockkäfer und Wildbienen eine bedeutende Rolle. Die grobe Borke wiederum bietet kleinen Wirbellosen gute Überwinterungsmöglichkeiten. Und nicht zuletzt scheinen Eichenknospen und das Eichenlaub eine besonders «begehrte» Nahrung von Insektenlarven zu sein.


Bedeutung für Vögel und Kleinsäuger. In Holz von alten Eichen lassen sich Larven von bis zu 70 Bockkäferarten nachweisen, darunter auch so eindrucksvolle Arten wie der Grosse Eichenbock. Eichenreiche Wälder, darunter insbesondere die Eichen-Hagebuchenwälder, zählen in Mitteleuropa neben den Auenwäldern zu den an Vogelarten reichsten Lebensräumen. Rund 40 verschiedene Arten leben in Wäldern, die von alten Eichen dominiert werden. Wieder sind die besonderen Merkmale von Eichenbeständen ausschlaggebend: Licht und Wärme liefern günstige Grundbedingungen. Neben den eiweissreichen Früchten bietet vor allem der Reichtum an Wirbellosen in Holz, an Blättern und in der grobrissigen Borke ein reichhaltiges Nahrungsangebot, auch den Winter hindurch. Tote Kronenteile erhöhen die Nistgelegenheiten für in Baumhöhlen und Spalten brütende Vogelarten.

 

Neben den Vögeln nutzen auch zahlreiche Kleinsäugerarten wie Sieben- und Gartenschläfer, verschiedene Maus- sowie Fledermausarten die günstigen Lebensbedingungen, die ein eichenreicher Wald bietet.