
Von links nach rechts: Pascal Junod (Vorstand proQuercus), Fabian Drollinger (Vorstand proQuercus), Vivien Pleines (Vorstand proQuercus), Michael Lanz (Preisträger 2022), Michael Frick (Preisträger 2022), Stefan Studhalter (Präsident proQuercus)
Am 24. Juni 2022 wurden in Satigny die Auszeichnungen proQuercus 2022 übergeben. Die Preisträger der Auszeichnung proQuercus sind:
Michael Lanz (Biel, BE). Der Bärleter Eichenwald im südlichen Teil des Längholz zwischen Biel und Brügg ist geprägt von einem ca. 4 ha grossen etwa 300-jährigen Alteichenbestand. Nachdem im Herbst 2020 ein grosser Totholzast auf einen vielbegangenen Weg herabgestürzt war, wurde vom Staatsforst ein verhältnismässig intensiver Holzschlag alter Eichen geplant, um die Sicherheit im stark von Besuchern frequentierten Gebiet zu gewährleisten. Michael Lanz engagierte sich daraufhin intensiv für die Erhaltung des aus ökologischer Sicht wertvollen Altbestands. Er suchte den Kontakt zu Behörden, Forstvertretern, Naturschützern, Anwohnern sowie zur Gemeinde und dem Staatsforstbetrieb. Er organisierte Begehungen mit den beteiligten Akteuren vor Ort, trug Art-Daten aus verschiedenen Datenbanken zusammen, organisierte Aufnahmen von Flechten und führte Kartierungen von Spechten und Fledermäusen durch, um den grossen ökologische Wert des Gebietes zu belegen. Diese Argumentationsgrundlage half ihm, den Staatsforstbetrieb und die Gemeinde zu gewinnen, die Altbestände zu erhalten und das Risiko herabstürzender Totholzäste künftig mit spezifischen Baumpflegemassnahmen zu minimieren. Als Konsequenz wurde der Wald an die Gemeinde verkauft und ein «Visual Tree Risk Assesment» zur Risikoanalyse durchgeführt. Künftig wird ein Forstunternehmen die nötigen Baumpflegearbeiten zur Wahrung der Sicherheit im Auftrag der Gemeinde übernehmen. Der ökologisch und landschaftlich reizvollen Wald konnte dank des grossen Engagements von Michael Lanz und weiterer Personen vor Ort erhalten werden. Ein grosser Erfolg!
Mit der Vergabe der Auszeichnung «proQuercus 2022» an Michael Lanz würdigt proQuercus dessen grossen persönlichen Einsatz für den Erhalt des Bärleter Eichenwaldes. Dank dieses Einsatzes konnte eine für alle beteiligten Akteure gute Lösung gefunden werden, um sowohl die wertvollen Alteichenbestände zu erhalten als auch die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Damit zeigt Michael Lanz exemplarisch, dass mit persönlichem Engagement, Beharrlichkeit und kreativer Lösungssuche viel erreicht werden kann.
Verlag «edition gai saber» (Michael Frick). Per 29.03.2022 veröffentlichte der Verlag «edition gai saber» die deutsche Ausgabe des wunderschönen französischen Eichenbuchs von Laurent Tillon, "Quercus. Aus dem Leben einer Eiche" (Actes Sud, 2021). Das literarische Sachbuch lässt staunen über die Entwicklung einer 240-jährigen Eiche, über all die Symbiosen, die sie eingeht, über ihre Abwehrstrategien. Und es packt durch den spannenden Erzählstil, in den auch eine Prise Humor einfliesst. Die wissenschaftlich fundierten Informationen verpackt der Autor - ein Biologe, der beim französischen Office national des forêts (ONF) zuständig ist für Biodiversität - in die Geschichte seiner persönlichen Beziehung zu einer 240-jährigen Eiche im Wald von Rambouillet. So verwebt er aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Eiche zu einem spannend Porträt des Baumriesen und seiner Lebensumwelt. Der Leser, die Leserin begegnet ungeahnten unterirdischen Pilznetzwerken, der Waldmaus, dem Schwarzspecht - und natürlich auch dem Menschen, der die Lebensbedingungen von Quercus über die Jahrhunderte beeinflusst.
Mit der Vergabe der Auszeichnung «proQuercus 2022» für die Übersetzung und Veröffentlichung würdigt proQuercus den Beitrag dem deutschsprachigen Publikum die komplexe Lebenswelt einer Eiche auf spannende und unterhaltsame Weise näherzubringen und die Neugier am Entdecken neuer Baum- und Waldaspekte zu fördern.
Am 24. September wurden in Kreuzlingen die Auszeichnungen proQuercus 2020/21 übergeben. Die Preisträger einer Auszeichnung proQuercus 2020/21 sind:
- Groupe Corbat Glovelier SA, für das Projekt « Kreisförmige Schwimmponton aus einheimischer Eiche in Cologny GE ».
- Gemeinde Schleitheim (SH), für den Erhalt und die innovative Förderung der Eiche als Kultur- und Wirtschaftsgut.
- M. Léo Grisa, Förster im Val-de-Travers, für das Projekt « Ersetzen eines einschichtigen Fichtenbestand durch einen Traubeneichenbestand ». Der Preis wird 2022 übergeben.
Geehrt wurden zudem die Preisträgerinnen 2020:
- Patriziato di Sigirino, für die Aufwertung des Monte Arro, wo sich Biodiversität, Landschaft, Kulturerbe und Tourismus verbinden.
- Herr Oliver Reutimann, in Birmensdorf ZH, für seine Masterarbeit an der WSL und Universität Zürich zur Artbestimmung der europäischen Weisseichen mit Hilfe molekularer Marker.
Lauréat : Groupe Corbat Glovelier SA
Dans le cadre du projet du réaménagement de la berge du Lac Léman bordant le Quai de Cologny, une alternance d’espaces de loisirs et d’espaces naturels a été créée sur une longueur d’environ deux kilomètres à l’entrée de la rade de Genève.
Un ponton de baignade de forme circulaire d’un diamètre de 40 m a été implanté dans le lac qui offre à la fois un accès à l’eau libre et à un bassin d’eau du lac protégé à l’intérieur de l’anneau.
La plateforme de 900 m2 a été entièrement revêtue d’une couverture de bois qui forme un relief de « dunes » évoquant l’image d’une plage. Cette étendue circulaire “plissée” offre pour les baigneurs de multiples possibilités d’installation et la forme en cercle offre une variété de points de vue sur le paysage ainsi que différentes expositions au soleil et au vent.
Les 5’000 lames de bois composant la plateforme sont fixées à une structure en acier inoxydable posée sur une dalle en béton qui protège de la houle le platelage ; elles sont entièrement réalisées en chêne suisse laissé à l’état naturel.
Grâce à ses méthodes de planification modernes, à sa maîtrise de la préfabrication et à son « savoir-faire chêne », l’entreprise de construction bois a permis de concrétiser un projet original et innovant qui met magnifiquement en valeur le bois de chêne, matériau local, naturel et durable.
Preisträgerin: Gemeinde Schleitheim SH
Seit mehreren Jahrzehnten setzen sie sich der mittlerweile pensioniert Revierförster Heinrich Wüthrich und sein Nachfolger Christoph Gasser für den Erhalt und die Förderung der Eiche als Kultur- und Wirtschaftsgut in der Gemeinde Schleitheim SH ein. Unter anderem begründeten sie auf durch den Sturm Lothar entstandenen Freiflächen neue Eichenbestände. Wo möglich setzten sie dabei konsequent auf Naturverjüngung. Bemerkenswert ist ihr innovatives Konzept der Förderung von Jungeichen einzeln oder in kleinen Gruppen zwischen Fichten und Tannen. Durch den dichten Gürtel aus Nadelhölzern verringert sich einerseits die Schneebruchgefahr. Andererseits kann aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit in Kombination mit dem reichlichen Äsungsangebot in der Umgebung auf Verbissschutzmassnahmen gänzlich verzichtet werden. So bleiben die Kosten für die Bestandsbegründung im Vergleich zu konventionellen Methoden gering.
Der Verein proQuercus honoriert das Engagement der beiden Revierförster Heinrich Wüthrich (Ruhestand) und Christoph Gasser stellvertretend für die Gemeinde Schleitheim bei der Erhaltung und Förderung der Eiche als Kultur- und Wirtschaftsgut. Insbesondere würdigt proQuerus das innovative Konzept der Eichenförderung durch das bewusste Einsetzen von Nadelhölzern als Schutzbaumarten, das auch anderen Forstbetrieben als Vorbild bzw. Inspiration dienen kann.
Lauréat : Léo Grisa (NE)
Oser proposer une plantation de chênes dans le fief de la forêt jardinée relève d’une gageure sylvicole audacieuse, mais combien judicieuse en vue d’accompagner l’écosystème forestier vers plus de résilience. Chapeau à Léo Grisa, futur garde-forestier ES, pour le dossier réalisé en vue de la plantation de chênes sessiles dans la forêt cantonale de La Presta, au cœur du Val-de-Travers (NE).
Transformer, petit à petit, une ancienne plantation d’épicéas en peuplement mélangé riche en chênes, à l’altitude de 760 m, comporte des atouts écosystémiques cruciaux : gains en termes de biodiversité ; de naturalité ; de richesse structurelle ; de stabilité ; de résilience et d’adaptabilité face aux incertitudes futures.
Léo Grisa a parfaitement relevé ces atouts dans son dossier, soulignant tout d’abord les risques encourus par le peuplement actuel d’épicéas qu’il qualifie joliment de : « buffet à volonté » pour les bostryches, puis mentionnant de façon pertinente : Il est temps d’être proactif et d’installer des peuplements « pilotes », composés de chênes, qui nous serviront de références dans le futur.
Les points d’appui, dont les centres sont espacés de 15 mètres ou même davantage, représentent un procédé souple, avantageux et moderne pour créer des peuplements à dominance de chêne, tout en laissant la place à d’autres espèces que la nature installera spontanément. Les chênes les plus vigoureux qui émergeront de ce mélange, seront autant de postes avancés, qui feront office de précieux semenciers dès qu’ils porteront des fruits.
Et qui sait ? Peut-être que le célèbre et majestueux sapin président de Couvet – qui prospère à moins de 2 km de la plantation établie par Léo Grisa – cédera un jour son statut à un chêne géant de La Presta ?
Par l'octroi d'une distinction en 2021, l'association proQuercus salue l’esprit innovant de Léo Grisa, ainsi que son engagement déterminant à la réalisation de cette première plantation de chênes dans les forêts du Val-de-Travers.
Am 5. Juni 2020 hat der Verein proQuercus die Auszeichnungen proQuercus 2020 vergeben. Der Verein zeichnet mit der mit 3‘000 Franken dotierten Auszeichnung Personen oder Organisationen aus, welche zur Erhaltung des vielfältigen Natur- und Kulturerbes der Eiche in unserem Lande beitragen. Ziel des gesamtschweizerischen Vereins proQuercus (www.proquercus.org) ist die Erhaltung und Förderung der Eiche unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und kultureller Aspekte.
Die Preisträgerinnen einer Auszeichnung proQuercus 2020 sind:
- Patriziato di Sigirino, eine Bürgergemeinde in Tessin, deren Wälder sich in den Ortsgemeinden Monte-Ceneri und Taverne-Torricella befinden, für ihr Projekt: Aufwertung des Monte Barro, in dem Biodiversität, Landschaft, Kulturerbe und Tourismus sich verbinden.
- Das Amt für Umwelt vom Kanton Jura, für sein Projekt: 40 Jahren – 40 Eichen für morgen. Anlässlich der Gedenkfeier zum 40. Geburtstag des Kantons Jura, wurde jede Gemeinde im Kanton aufgefordert, 40 hochstämmige Eichen zu pflanzen.
- Herr Oliver Reutimann, in Birmensdorf ZH, für seine Masterarbeit an der WSL und Universität Zürich: Taxon-bestimmung der europäische Weisseichen auf Grund von Einzelnukleotid-Polymorphismus. Ein bedeutender Beitrag zur Klärung der Artbestimmung bei schwierig trennbaren, nahe verwandten Eichenarten der Schweiz.
Die Preise werden anlässlich der Vereinsversammlung 2021 übergeben.
Premiata: Patriziato di Sigirino (TI)
Il Monte Barro si estende su un comprensorio di ca. 67 ettari tra i Comuni di Monteceneri (località Sigi-rino) e Taverne-Torricella. È unico nel suo genere in quanto comprende un querceto particolarmente pregiato per la presenza di tutte e quattro le specie di quercia endemiche presenti in Svizzera: farnia (Quercus robur), rovere (Q. petraea), roverella (Q. pubescens) e cerro (Q. cerris). Come dimostrano foto storiche e il ritrovamento di numerosi castagni e querce monumentali, l’area di progetto un tempo era gestita a selva e veniva sfruttata dagli agricoltori del luogo quale bosco pascola-to. Il Monte Barro non riveste solo un’importante funzione naturalistica e agricola, ma anche paesaggi-stica e ricreativa, in particolare per la vista sulla valle del Vedeggio. Grazie al progetto Valorizzazione Monte Barro viene conservata e valorizzata questa formazione fore-stale molto rara e preziosa. Le misure riguardano una superficie di 10 ettari di un totale di 24 ettari di proprietà patriziale. Il bosco recuperato a pascolo, che verrà dato in gestione ad un agricoltore della regione, fungerà anche da importante polo ricreativo e didattico grazie a una migliore accessibilità e a degli appositi pannelli informativi. Riconoscendo l’esemplare lavoro di ripristino e messa in valore del querceto del Monte Barro, l’associazione proQuercus concede la distinzione proQuercus dell’anno 2020 al Patriziato di Sigirno (TI).
Lauréat : Canton du Jura (JU)
Dans le cadre de la commémoration des 40 ans de la création du Canton, le Gouvernement jurassien a lancé en 2019 une action de plantation de chênes sur tout son territoire. Avec l’objectif de contrer la disparition des arbres isolés, le projet prévoit la plantation de 40 chênes dans chaque commune du Canton, notamment en zone agricole. Outre son aspect commémoratif et paysager, ce projet est aussi un complément au plan d’action can-tonal en faveur du Grand Capricorne, qui prévoit la conservation et l’entretien des chênes existants en milieu ouvert. Il offre également l’occasion de réaliser une mesure concrète en faveur du climat et de la biodiversité qui est à la portée de chaque commune. Le projet prévoit la plantation de grands plants de chênes, hauteur d’au moins 2.5 m:
- en zone agricole, avec l’accord de l’exploitant
- en zone à bâtir, dans une implantation où sa conservation sera assurée
- sur un terrain communal, ou alors, privé, mais avec l’engagement écrit du propriétaire,
- en altitude, le chêne peut être remplacé par un tilleul ou un érable.
En revanche, il ne s’agit pas de planter ces arbres commémoratifs dans les haies ou allées existantes ni dans les forêts et pâturages boisés.
L’action, prévue pour des plantations en 2019 et 2020, devrait permettre l’établissement de 2'000 nou-veaux chênes isolés. Au début 2020, l’action a déjà rencontré un vif succès avec l’adhésion de 80% des communes. Par l'octroi d'une distinction en 2020, l'association proQuercus salue l'action du Canton du Jura « 40 ans – 40 chênes pour demain » ; belle action à la fois commémorative et porteuse d’avenir
Preisträger: Oliver Reutimann (ZH)
Die in der Schweiz häufigsten Eichenarten (Stieleiche, Traubeneiche, Flaumeiche) sind bekannt dafür, äusserlich schwer bestimmbar zu sein. Dies wird zusätzlich durch zwischenartliche Kreuzungen erschwert. Seit langem wird nach geeigneten Merkmalen gesucht, um die Arten auseinanderzuhalten und ihre Durchmischung zu erfassen. Um einen simplen Ansatz zur Klärung obiger Sachverhalte zu entwickeln, hat Oliver Reutimann eine Masterarbeit zur genetischen Artbestimmung bei Eichen an der WSL durchgeführt. Er entwickelte eine einfache molekulargenetische Methode, um die Art und den allfälligen Durchmischungsgrad (Hybridisierung) von Individuen und Populationen zu beschreiben. Spezifisch wurden dann Eichen in Mischbeständen von besonderer Bedeutung (z.B. Gen-Erhaltungsgebiete, Waldreservate) untersucht, um deren Artzusammensetzung zu bestimmen. Die Resultate zeigen, dass a) die drei Eichenarten mit dieser Methode genau bestimmt werden können, b) sich die Stieleiche kaum mit anderen Arten mischt, c) es sowohl reine wie auch stark durchmischte Trauben- und Flaumeichenbestände gibt, und d) sich die Schweizer Flaumeichen genetisch kaum von südeuropäischen Artgenossen unterscheiden. Diese Arbeit wurde mittlerweile in einem Fachblatt (Annals of Botany) publiziert und ein «Umsetzungsartikel» in Wald & Holz ist vorgesehen.
Ausserdem leistete Oliver Reutimann einen wichtigen Beitrag zu einem Projekt des Waldlabors Zürich. In diesem Projekt wird die Bedeutung und der Nutzen von genetischen Untersuchungen zur Anwendung in der Forstpraxis am Beispiel eines Eichen-Mischwaldes auf dem Hönggerberg gezeigt.
Mit der Vergabe der Auszeichnung «proQuercus 2020» für seine Masterarbeit würdigt proQuercus den bedeutenden Beitrag von Oliver Reutimann zur Klärung der Artbestimmung bei schwierig trennbaren, nahe verwandten Eichenarten der Schweiz, welcher auch in der Praxis angewendet werden kann.